Parrot
Das 1994 gegründete Unternehmen Parrot hat sich einen Namen im Bereich der Freisprecheinrichtungen und Zubehör für Smartphones gemacht. 2010 wurde mit der AR Drone der Grundstein eines neuen Geschäftsfeldes im Bereich der Robotik vorrangig für den Freizeitspaß gelegt. Dieser Bereich umfasst mittlerweile ca. 10 unterschiedliche Produkte, die vom Wasserfahrzeug über dem springenden Bodenroboter namens „Sumo“ bis hin zu verschiedenen Quadrocoptern reicht. Der neueste und leistungstärkste Quadrocopter von Parrot ist die Bepop Drone. U-ROB hat diese Drohne für Sie ausführlich getestet.
Die Bepop Drone
Die vier brushless Außenläuferantriebe sind auf einem durchgehendem glasfaserverstärkten Kunstoffteil befestigt. Diese Grundplatte ist durch vier Vibrationsdämpfer schwingend mit dem Korpus, der Kamera, Elektronik und Flugakku aufnimmt, verbunden. Der vordere Teil der Bepop besteht aus einem EPP-Schaumstoffmaterial und schützt die Kamera sowie Flugelektronik. Zusätzlich wird die exponierte Kamera bzw. das Objektiv beim Transport durch einen Schutzdeckel geschützt.
Die Dreiblatt-Propeller können mit dem beiliegendem Werkzeug sehr schnell gewechselt werden, das Risiko eines Bruchs ist aber durch den sehr flexiblen Kunststoff äußterst gering.
Optional kann der Benutzer den mitgelieferten Kollisionsschutz mit wenigen „klicks“ an den Motorhalterungen montiert werden.
Der Schutz bietet bei Indoorflügen einer erhöhte Sicherheit bei Kollisionen, ist aber Outdoor durch die große seitliche Windangriffsfläche bei etwas Wind nicht mehr zu empfehlen.
Kamera
Die Bepop verfügt nicht über eine aktive mechanische Kamerastabilisierung, sondern über eine fest verbaute Weitwinkelkamera mit ca. 180 Grad Öffnungswinkel. Die Kamerastabilisierung sowie die Objektivkorrektur(stürzende Linien) wird rein über die Software vorgenommen. Das bietet den Vorteil des geringen Gewichtes, ist aber für die Bildqualität meist nicht förderlich.
Zu den Fakten:
– 14 Mpx Sensor
– Videoauflösung 1920x1080p (30 Frames/S)
– Foto-Auflösung: 4096×3072
– Video-Verschlüsselung: H264
– Foto-Format: RAW, DNG
Unsere Testaufnahmen haben schnell erkennen lassen, dass die Foto- und Filmqualität der Bepop nicht in der Topliga spielt. Böse Zungen behaupten, dass die Qualität der Luftbilder schnell an Handyaufnahmen vor 10 Jahren errinnert. Die Videos der Bepop sind deutlich besser nutzbar und die Software-Bildstabilisierung funktioniert tadellos. Leider sind uns bei den Testaufnahmen desöfteren ausgeprägte Artefakte, beispielsweise der Moiré-Effekt und Blockartefakte aufgefallen. Für ein möglichst gutes Video sollte bedacht werden, dass bei starkem Wind oder schnellen Flugbewegungen bei Nutzung des mechanischen Kollisionsschutzes dieser auch ab und an im Video zu sehen ist.
Skycontroller
Die Bepop ist in zwei Varianten verfügbar; entweder per Smartphone / Tablet Steuerung oder mit dem sogenannten Skycontroller. Für diesen wird zwar auch noch ein Tablet für die Anzeige des Kamerabildes und der Telemetriedaten benötigt, aber die Reichweite, Schnittstellen und Steuerungsmöglichkeit ist deutlich besser als bei der Standalone-Lösung. Das Tablet wird in der Mitte des Skycontrollers befestigt, seitlich befinden sich zwei Steuerknüppel ählich wie bei einer Modellbau-Steuerung. Um die Joysticks drumrum sind diverse Schnellwahltasten zur Navigation in der App oder beispielsweise für Video Start / Return to Home angeordnet. Nach vorne zeigend ist eine große Antenneneinheit zur Maximierung der Reichweite montiert. Die Reichweite der Sendeanlage soll laut Hersteller etwa 2km betragen, das ist etwa der 10fache Wert der mit dem Wifi eines Startphones erreicht werden kann. Der Skycontroller wird über den original Bepop Akku mit Spannung versorgt, die Laufzeit beträgt etwa zwei Stunden.
Hervorragend ist die mitgelieferte Sonnenblende, die sehr „tief“ baut und sich damit das Bild auch bei starker Sonneneinstrahlung optimal ablesen lässt. Zusätzlich bietet der Skycontroller neben USB auch einen HDMI Auslagen, über den z.b. eine Videobrille wie die Zeiss Cinemizer angeschlossen werden kann.
Bedienung / Flugeigenschaften
Die Freefly-App hält für den Bediener diverse Einstellmöglichkeiten der Bepop parat. Beispielsweise kann die maximale Entfernung, Agilität und Drehgeschwindigkeit variabel eingestell werden. Für Anfänger empfielt es sich diese Werte (auch die Flughöhe relativ gering zu halten). In den Maximaleinstellungen wird aus der sonst ruhigen Bepop eine relativ schnelle Drohne, die auch mit steigender Flugerfahrung noch viel Spaß bereiten kann.
Durch das geringe Abfluggewicht ist die Bepop natürlich nicht windunempfindlich, selbst für erfahrene Steuerer ist das Fliegen bei ca. 10m/s nicht mehr als einfach zu bezeichnen. Bei wenig Wind ist es ein schönes System mit einer guten GPS Genauigkeit und robusten Brushless-Motoren ohne das vond er AR Drone bekannte Getriebegeräusch.
Die Flugzeit ist mit 7-9 Minuten je nach Wind relativ begrenzt, mindestens zwei Akkus sollte man daher geordert haben.
Fazit
Die Bepop ist ein durchdachter Quadrocopter mit geringem Gewicht und Maßen, der aber bereits mit GPS- und weiteren Zusatzfunktionen ausgestattet ist. Dass die Bildqualität nicht an die einer DJI Phantom 3 oder Yuneec Q500+ herankommt, war zu erwarten, ist aber bei nur 1/3 des Preises(ohne Skycontroller) auch verschmerzbar. Sehr schön ist der schwingungsentkoppelte Aufbau des Rahmens, der neben einer höheren Bildruhe auch für geringere Erschütterungen an der Elektronik bei Start und Landung sorgt. Dieser Quadrocopter ist ein tolles Produkt für Trainingsflüge und als superleichte „Rucksackdrohne“ beispielsweise für den Urlaub. Wer eine Drohne für etwas anspruchsvollere Film- und Fotoaufnahmen sucht, sollte aber definitiv zu einem leistungsstärkerem Modell greifen.